Studienresultate

Die Juul

Als in Europa noch lange keine Rede war von Inhalationsgeräten wie es z.B. die Juul ist, wurden diese in den USA bereits erfolgreich verkauft. Das dort Mitte 2015 lancierte Produkt hat sich nach und nach zum klaren Marktführer gemausert und ist heute in den USA an jeder Tankstelle und in jedem Supermarkt zu finden. Der grosse Erfolg dieser Produkte basierte auf ausgezeichneten Marketingstrategien, die anfangs recht klar vor allem auf hippe, junge Menschen ausgerichtet waren (hier geht es zu den alten Werbematerialien von Juul). Unterstützt wurden diese Bemühungen durch Selbstläufer in Social Media, dem präferierten Kanal für junge Menschen. Dort tauchten Unmengen von Fotos und Botschaften aus, welche die Juul als ein Trendprodukt präsentierten. Erst seit die Behörden und Gesundheitsämter sich eingeschaltet haben, wurde die Ansprache der Zielgruppe deutlich verändert und zielt nun auf erwachsene Raucher ab.

In den USA bemühen sich alle Behörden, Schulen und die Politik intensiv darum, gegen die Juul vorzugehen und die Firma muss sich aktuell mit mehreren Gerichtsverfahren herumschlagen. Und auch in Europa ist der Markt 2019 zusammengebrochen, nachdem vorher Todesfälle aus den USA gemeldet worden waren und im Besonderen ein Artikel in der New York Times anfangs September 2019 hohe Wellen schlug (in diesem wurde man aufgefordert darüber zu twittern, wie man von der Juul losgekommen ist).

 

Die aktuelle Situation

In den USA kann man weiterhin Juul Produkte kaufen, allerdings wurden die einstig angebotenen Geschmacksrichtungen massiv beschränkt, um zu verhindern, dass leckere Aromen junge Leute zum Dampfen verführen. 2020 werden hier nur noch Tabak oder Menthol in den Stärken 5% und 3% verkauft. Auch trotz diverser Probleme ist die Juul hier weiterhin marktführend, wobei der Verkauf fast ausschliesslich ohne Beratung stattfindet (Tankstellen).

In der Schweiz werden per Stand Januar 2020 noch mehrere Geschmacksrichtungen (Mango, Mint, Tobacco, Berry und Royal Creme) in Stärken von 9 oder 18 mg/ml verkauft. Das neue Tabakgesetz, das gerade im Entstehen ist, wird voraussichtlich die erlaubte Nikotinmenge einer E-Zigarette auf diese Mengen einschränken.

Die Juul hat in den letzten Monaten zahlreiche Mitbewerber bekommen und kann sich deshalb auch trotz sehr grosser Marketingbemühungen nicht als Marktleader durchsetzen. Sie ist mittlerweile an jedem Kiosk und bei zahlreichen Lebensmittelhändlern erhältlich, tut sich aber schwer in Fachgeschäften, die auch Beratung bieten können.

 

Sind solche Inhalationsgeräte denn nun gut oder schlecht?

Diese Frage stellt sich wohl jeder Raucher, jeder Dampfer, jeder Händler und auch die Medien. Und die Antwort darauf… gibt es so nicht!

Allen klar ist, dass Dampfen ohne Verbrennungsprozess besser ist als Rauchen. Aber völlig unklar (mangels Langzeitstudien) ist die Frage, was das Dampfen denn bei uns Menschen anrichtet.

Es gibt wohl niemanden, der widersprechen würde, wenn wir hier schreiben, dass man am besten weder raucht noch dampft.

Wir als interessierter Händler beobachten allen voran die Juul bereits seit 2016, ergänzt mit weiteren nach und nach auf dem Markt auftauchenden Produkten. Gemeinsam mit einigen amerikanischen Kollegen erforschen wir das Rauch- bzw. Dampfverhalten von Anwendern, um zu erfahren, wieviel Sinn solche Geräte tatsächlich machen.

Wir sind aber nur eine kleine Gruppe und kein grosses Marktforschungsunternehmen – entsprechend sind unsere Stichproben so klein, dass sie lediglich eine Tendenz aufzeigen können und keinen Anspruch auf Repräsentativität haben.

 

Unsere Hypothese: Step-down funktioniert

Aufgrund unserer Erfahrungen haben wir zusammen mit einigen anderen Fachhändlern ein System entwickelt, das sich «step-down» nennt. Dieses ist ganz einfach und leuchtet jedermann ein: man nimmt eine «starke» Version einer E-Zigarette als Ersatz der Zigarette. Nach und nach reduziert man dann deren Nikotingehalt, bis man irgendwann bei 0% landet. So gewöhnt man dem Körper die Sucht nach dem Nikotin langsam ab, während man die motorische Handlung, die man sich angewöhnt hat, weiterhin ausführen kann. Diese versucht man sich dann in einem letzten Schritt auch noch abzugewöhnen, so dass man dann auch ganz aufs Dampfen verzichten kann.

Allerdings gibt es da ein paar wichtige Voraussetzungen:

  • Ohne Beratung wird das kaum gehen. Ein erfahrender Berater empfiehlt jemandem, der mit dem Rauchen aufhören will, das richtige Produkt.
  • Die Nikotinstärke einer Zigarette muss in der ersten Aufhörphase gehalten werden können, sonst erfährt der Körper nicht ausreichenden Ersatz und das Risiko, zurückzufallen ist gross.
  • Das System muss Produkte in mehreren Nikotinstärken anbieten können, um die Reduktion zu ermöglichen.

Sie lesen es schon – wir haben da ein Problem. 

In den USA kann man die zur E-Zigarette identische Nikotinstärke (5%) kaufen und mittlerweile immerhin auch ein wenig reduzieren (3%). Aber damit hat es sich dann auch.

Und in der Schweiz kann man nur mit einer Lösung von 18 mg/ml einsteigen, die massiv schwächer als die Zigarette daherkommt.
Und gleich in beiden Fällen mangelt es meist an Beratung.

Wir stellen nun die Hypothese auf, dass man dank solcher einfach zu nutzenden E-Zigaretten-Systeme recht gut von der Zigarette wegkommt.

 

Und die Studie zur Hypothese

Während uns bereits recht viel Erfahrungswissen aus unserem praktischen Alltag vorliegt, beschränken wir uns hier auf die Veröffentlichung einer einfachen Studie, die wir zwischen September 2018 und November 2019 durchgeführt haben. 

Dabei haben wir 125 Raucher aus den USA und der Schweiz begleitet und dafür gesorgt, dass sie alle notwendigen Produkte zum Test bekommen.
Getestet wurde aber ausschliesslich die Geschmacksrichtung «Tabak», da wir ja wissen wollten, ob gestandene Raucher von der Zigarette wegkommen – und das wäre mit schicken Aromen kaum gelungen.

Zu Testzwecken haben wir in erster Linie Produkte von Juul verwendet, mussten dann aber für den letzten Schritt im Down-step das Produkt wechseln, da von diesem Hersteller keine nikotinfreie Variante erhältlich ist.

19 Studienteilnehmer sind im Verlauf der Studie ausgestiegen aus unterschiedlichsten Gründen (z.B. das wir zu oft nachgefragt haben) oder auch ohne Angabe von Gründen – für uns ist ungewiss, wie sich deren Rauchverhalten entwickelt hat.

Bei den verbleibenden 106 Studienteilnehmern konnten wir folgende Entwicklung messen:

 
 Step-down-study 8/18-11/19, 106 participants, USA/CH, ©BB GmbH

 

  • 18% der Teilnehmer sind leider zur regulären Zigarette zurückgekehrt.
  • 22% der Teilnehmer rauchen heute nicht mehr – und dampfen auch nicht mehr.
  • Die restlichen 60% befinden sich zum Zeitpunkt dieser Auswertung im Prozess des Ersatzes bzw. der Reduktion.

Unsere Zahlen zeigen, dass der Wechsel zu 5% Produkten recht einfach ist, denn die Raucher sind ja recht motiviert, ihrem Laster abzuschwören. Die Dauer zwischen dem Wechsel zu dieser Stärke zu einer tieferen ist dann die längste gemessene – es scheint, als traue man der Sache noch nicht so ganz und will bei der bewährten Nikotinstärke bleiben. Erfährt man dann aber in einem sanften Wechsel (abwechslungsweise 5% und 3%), dass die tiefere Stärke auch funktioniert, so fällt die weitere Reduktion viel leichter.

Gemäss unseren Auswertungen funktioniert das Step-down-System in einem signifikanten Ausmass. Dank einem langsamen Vorgehen erzielen wir stabile Werte – wobei unsere zukünftige Forschung dann erst noch zeigen muss, ob die Rauchenthaltsamkeit von Dauer ist.

"Super – dann mache ich das doch auch gleich so!"

 

Es geht – aber halt nicht ganz so einfach

In diesem Blog kümmern wir uns für den Moment nicht um Raucher in den USA, die aufhören möchten. Vielmehr sprechen wir hier Schweizer Raucher an, denen wir das Down-steppen ans Herz legen möchten.

Allerdings ist dies dank der Marktsituation nicht ganz so einfach, denn der Verkauf der ersten, wichtigen Nikotinstärke ist bei uns nicht zugelassen.

Die Lösung des Problems liegt beim Direktimport für den Eigenbedarf. Ihr Fachhändler berät sie bestimmt gerne zum geplanten Rauchstopp und kann Ihnen auch verraten, wie sie völlig legal und korrekt zu den richtigen Produkten kommen.  Schon nach kurzer Zeit werden Sie dann so weit sein, Folgeprodukte in der Schweiz kaufen zu können, in der richtigen Stärke und ganz ohne zusätzlich nötige Beratung.

 

Sinnvoll wäre es, wenn auch die Politik mitspielen würde

Die Rauchentwöhnung ist auch in der Schweiz ein grosses Thema, denn wir haben definitiv zu viele Raucher. Unterstützt wird man bei diesem Wunsch von zahlreichen Beratungsstellen sowie den Angeboten der Pharma, die von Pflastern über Kaugummi bis hin zu verschiedenen Medikamenten reichen. Trotz diesem grossen Angebot stagniert die Anzahl Rauchen in unserem Land seit Jahren – für uns Beweis genug, dass man neuen Methoden eine Chance geben müsste.

Durch die Reduktion des Nikotingehaltes in E-Zigaretten auf ein Mass, das nicht dem Bedarf eines Rauchers entspricht, ist die Chance auf Erfolg mittels einer E-Zigarette leider genommen. Schliesslich bietet auch niemand schwache Rauchentwöhnungspflaster (Nikotinpflaster) an.

Aus unserer Sicht wäre der effektivste Weg, «starke Nikotindosierungen» an Raucher, die aufhören, wollen im Fachhandel (Dampfshop, Apotheke, Drogerie) mit Beratung abzugeben. Und die schwachen Varianten dann im Anschluss dort, wo jedermann einkauft und auch keine Beratung mehr nötig ist. Das Ganze selbstverständlich nicht an Minderjährige, aber das ist wohl allen klar.

Doch so viel Sinn dies auch machen würde, so wenig wird es eher in der Hölle gefrieren. Denn diese Lösung würde bedingen, dass Tabak und Pharma zusammenarbeiten und so lange beide mehrheitlich an ihrem Profit interessiert sind, wird dies nicht geschehen. Und auch die Politik, die es mit neuen Gesetzen in der Hand hätte, lässt sich auf eine solche Lösung nicht ein, zu stark wird dort in eine andere Richtung lobbyiert.

Schade – aber jeder Raucher hat es trotzdem selbst in der Hand, ob und wie er von der Zigarette weg will. Und das Step-down-System funktioniert. Fraglich ist nur, ob man diesem eine Chance geben will, da es in der Beschaffung ein wenig komplizierter ist.

Dieser Blogartikel widerspiegelt die persönliche Meinung von Anna Schreiber.

 

Übrigens - weshalb sind wir denn dafür, dass man auch von der E-Zigarette loskommt? Damit verlieren wir ja unsere Kunden...

Falls Sie nun ein wenig den Kopf schütteln und denken, wir seien ja sicher nicht daran interessiert, dass die Leute weg von der Zigarette und aber auch der E-Zigarette kommen, dann verstehen wir das. Und erklären sehr gerne, weshalb wir eben doch daran interessiert sind: jeder Raucher/Dampfer, der es schafft, ganz aufzuhören, empfiehlt das gleiche Vorgehen mindestens 5 Freunden in seinem Umfeld. Und er ist glaubwürdig, denn er hat es ja geschafft. Eine bessere Werbung und Mund-zu-Mund-Propaganda könnte uns gar nicht passieren - und dank ihr gehen uns die Kunden nicht aus, während unsere Bevölkerung ein wenig gesünder wird. Das nennen wir win-win!

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Passende Artikel
TIPP!
Juul Starterset - 18mg Juul Starterset - 18mg
CHF 40.15 * CHF 50.14 *