Netflix-Doku: Die grosse Dampfmaschinerie

Wir haben für euch fern gesehen und erzählen hier nach:

1960 fügte Philip Morris, einer der grössten Tabakkonzerne weltweit, seinen Zigaretten Ammoniak zu, damit deren Nikotin besser aufgenommen werden konnte. Damit wurde das Suchtpotential massiv vergrössert und dies, obwohl man wusste, dass Zigaretten tödlich sind. Doch noch bis in die 90-er Jahre logen die Verantwortlichen dieser Konzerne und bestätigten mehrfach «Nikotin macht nicht süchtig».

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei und die Risiken von Zigaretten sind heute bekannt und anerkannt.

Trotz dem Wissen um die Gefahr und die Sucht, gibt es heute rund 1 Milliarde Raucher auf der Welt. Und rund 300 Millionen davon leben in China, dem Land, in dem die E-Zigarette erfunden wurde. Diese sollten nicht nur die Nikotinsucht befriedigen (wie es z.B. auch Nikotinpflaster konnten), sondern auch das Ritual des Rauchens ersetzen.

Der Erfolg der E-Zigarette stellte sich sehr schnell in China ein und auch die USA liessen nicht lange auf sich warten als starkes Konsumland. Die E-Zigarette galt hier als eine Gesundheitsrevolution, die Leben rettet.

In den USA kam aber mit dem Dampfen ein neues Problem auf: die E-Zigarette galt als cool und wurde in High Schools extrem gehyped. So dampften 2017 rund 1.73 Mio. Schüler E-Zigaretten und im Folgejahr bereits 78% mehr (3.05 Mio.). Normale Zigaretten galten hier über Nacht nicht mehr als zeitgemäss und die zahlreichen Dampfprodukte, allen voran die Juul, waren sehr ansprechend für junge Nutzer gestaltet worden, ganz im Sinne der Apple- und Designgeneration.

Die vielen jungen Nutzer beunruhigten Eltern, Schulen und das FDA gleichermassen. Erste medizinische Untersuchungen wiesen aus, dass einzelne Produkte Blei und Mangan freisetzten, Stoffe, die vor allem bei jungen Menschen grossen Schaden anrichten können. Und auch die Tatsache, dass das Suchtrisiko je grösser ist, desto früher man Nikotin zu sich nimmt, war bekannt. Die Hersteller der E-Zigaretten verkauften ihre Produkte aber anfangs eher als harmlose Produkte, gänzlich ohne Warnhinweise. Und sie schauten zu, wie die junge Generation dank rascher Verbreitung in social media zur zukünftigen Kundengeneration wurde.

Nach und nach wurden zahlreiche E-Zigaretten- Hersteller von Tabakkonzernen aufgekauft, damit diese sich auch Kunden für die Zukunft sichern konnten.

Vorneweg in diesem Bereich machte sich Philipp Morris stark für die neue Art des Nikotinkonsums. Dort entwickelte man z.B. die IQOS, die es ermöglichen soll, das Nikotin ohne weitere Nebenprodukte zu konsumieren. Die Meinung des Herstellers ist, dass das Nikotin an sich ja nicht krank mache, wenn es auch zu einer Abhängigkeit führe.

Die seit 2015 auf dem Markt angebotene und heute führende Juul hat diesen Gedanken ebenfalls aufgenommen. Allerdings hat dieser Hersteller dem Produkt Zusatzstoffe zum Nikotin zugeführt (Benzoesäure), um damit eine der Zigarette möglichst ähnliche Konzentration zu ermöglichen. Übrigens ist auch bei Juul mittlerweile einer der Hauptaktionäre Altria, ein Tabakkonzern. Während Juul ursprünglich ein Konkurrent zur regulären Zigarette sein wollte, hat es nun im Sinne des guten Geschäfts in einer ethischen Niederlage dem Schulterschluss mit genau diesem «Gegner» zugestimmt. Mit Erfolg, denn die Juul gibt es nun überall zu kaufen.

Seit in den USA die FDA ihre einst lockere Umgangsart geändert hat und heute Schockwerbungkampagnen gegen die E-Zigarette führt, hat sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aber Einiges getan. Allen voran auch hier die Juul, die nun nur noch ganz wenige Aromen verkauft und nicht müde wird, zu versichern, dass die Juul ausschliesslich für erwachsene Raucher ist. Wäre diese Botschaft von Anfang an so kommuniziert worden und hätte Juul sich so kämpferisch gezeigt wie heute in den zahlreichen Prozessen, welche die Firma führt, dann hätte man auch die Werbung (und da gehört natürlich auch Mund-zu-Mund mit dazu oder eben social media) eindämmen können und würde heute wohl dem in der USA als «Epidemie» aufgeführten Problem gar nicht erst begegnen.

Zumindest ist es «über dem Teich» so, wie am Beispiel von England ersichtlich ist. Hier wird nämlich nicht geworben. Und es hat sich durchgesetzt, dass die E-Zigarette nicht als Einstieg für Junge, sondern als Ausstieg für Alte gilt. Was immer noch mehr als genug Kunden bringt. Dafür hat sich die Raucherquote in diesem Land in den letzten 5 Jahren um 25% reduziert, ein toller Erfolg.

Die englischen Gesundheitsbehörden haben mehr als nur ein Auge auf die Entwicklung des Rauchens. Sie bestätigen, dass die E-Zigarette 95% besser sei als die Zigarette – aber eben trotzdem auch nicht sicher. Und die Empfehlung ist sehr deutlich: Bei der Wahl zwischen E-Zigarette und Luft, ist der Luft der Vorzug zu geben. Bei der Wahl zwischen Zigarette und E-Zigarette muss es aber klar die E-Zigarette sein.

Es ist spannend zu beobachten, wie sich einige Anbieter von E-Zigaretten heute als Saubermänner aufspielen, die ja immer schon dafür gesorgt haben wollen, dass keine jungen Menschen zum dampfen verführt werden. Während sie zeitglich mit ihren Produkten von einer out-of-the-Garage-Firma hin zu einem Multimilliardenkonzern gewachsen sind.

Und was wir - auch nach diesem Bericht - denken

Einmal mehr halten wir daran fest: gar nicht erst anfangen, weder mit Rauchen noch mit Dampfen. Wenn man aber doch schon raucht, dann ist Umsteigen eine gute Idee. Wir empfehlen dazu, den Nikotingehalt von E-Zigaretten nach und nach zu senken, bis man keines mehr zu sich nehmen muss und sich dann auch noch um die letzte Komponente, die motorische, kümmern kann, um ganz aufzuhören.

Bestimmt gilt es aber auch in Zukunft, sich gut zu informieren und nur aus vertrauenswürdigen Quellen einzukaufen. Und – mea culpa – auch wir verkaufen E-Zigaretten und verdienen damit Geld. Wir setzen dabei aber auf das englische Wissen, das wir subjektiv als wissenschaftlicher und weniger werbetechnisch als das amerikanische empfinden.

Gerne beraten wir auch weiterhin zu allen möglichen Produkten.

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