Kann die E-Zigarette die Zigarette überhaupt ersetzen?

Jeder ist anders

Es gibt Kunden bei uns, die nur mal ausprobieren wollen und bereits in der Beratung nach dem ersten Zug merken, dass die E-Zigarette ihnen zusagt und die dann problemlos umsteigen. Andere wiederum kommen vollen Mutes, lassen sich ausführlich beraten, kaufen und werden dann nicht mehr gesehen. Und es gibt auch die Kunden, die parallel rauchen/dampfen und sich langsam von der Zigarette lösen. Und natürlich gibt es noch allerlei dazwischen – chacun à son goût halt.

 

Was lässt einen denn weiter rauchen?

Die Sucht nach der Zigarette ist sehr komplex und besteht aus mehreren Bausteinen. Jeder dieser Bausteine wird sehr individuell bewertet. Einige sehen das Rauchen als reine Nikotinaufnahme, andere betrachten es als Genusselement.

Nehmen wir diese einzelnen Bausteine doch genauer unter die Lupe:

 

NIKOTIN

Die Nikotinsucht steht gerne als Synonym für alle Probleme, die mit der Zigarettensucht daher kommen. Tatsächlich ist Nikotin ein suchterregender Stoff und ein Nervengift (genau wie z.B. auch Koffein). Und wie auch beim Koffein gibt es während ca. 3 tagen Entzugserscheinungen, wenn man den Stoff nicht konsumiert. Nikotin ist aber nicht krebserregend, nicht toxisch (in normaler Dosierung) und es ist noch nicht einmal genau geklärt, ob geringe Mengen davon für den gesunden Menschen überhaupt schädlich sind.

Leidet man aber unter Bluthochdruck oder Herzerkrankungen, so verzichtet man besser darauf, denn Nikotin führt zu einer kurzfristigen Erhöhung des Blutdrucks.

Oftmals schätzt man die Lager aber falsch ein: das, was einem nach ein paar Tagen Zigarettenabstinenz fehlt, ist oft nicht das Nikotin, sondern ganz andere Dinge. Genau deshalb funktionieren Nikotinpflaster auch nur sehr begrenzt, was in dieser Studie ausgewiesen wird. 

 

Freies, gebundenes Nikotin und Nikotinsalz

In einer E-Zigarette findet man gebundenes Nikotin, das im Gegensatz zum freien Nikotin in einer Zigarette viel sanfter daher kommt. Seine Wirkung entfacht sich innert Sekunden, ganz im Gegensatz zu den Zigaretten, die erst nach einigen Minuten wirkt. Entsprechend erreicht man beim Dampfen  auch eher niedrigere Konzentrationen.

Interessant ist, dass das gebundene Nikotin die natürliche Version darstellt, denn die Tabakkonzerne wandeln gebundenes Nikotin chemisch erst in freies Nikotin um damit die Zigarette schneller wirkt und die Suchtwirkung stärker ist (siehe https://www.sourcewatch.org/index.php/Freebase_nicotine).

Mittels Ammoniak wird das Nikotin aus den Tabakblättern extrahiert und freigesetzt. Dieses freie Nikotin wird schnell gasförmig, der Körper nimmt es gut auf und es wirkt sehr effektiv. Zusammen mit einer Lösung aus Propylenglycol (PG) und pflanzlichem Glycerin (VG), die als Trägerstoff dient, sowie Lebensmittelaromen wird daraus ein feines Liquid. Freies Nikotin ist auch in Tabakzigaretten und vielen Nikotinersatzprodukten, wie Kaugummis, Sprays und Pflastern, zu finden. Freies Nikotin hat aber einen hohen pH-Wert und ist also sehr alkalisch oder basisch. Dadurch reizt es die Schleimhäute und verursacht beim Inhalieren einen starken Throat-Hit (=Kratzen im Hals). Man kann freies Nikotin also nicht in allzu hohen Konzentrationen dampfen, ohne dass es unangenehm wird.

Die neuerdings immer häufiger auf dem Markt angebotenen Nikotinsalze wiederum können gerade starken Rauchern beim Umstieg helfen. Diese liefern nämlich eine recht hohe Nikotinkonzentration unter Vermeidung des Kratzens im Hals. Sie entsprechen dem Nikotin, wie es in seiner natürlichen Form im Tabak vorkommt. In dieser Natur-Form wird es nicht so schnell gasförmig und man müsste es sehr hoch erhitzen, um es überhaupt dampfbar zu machen. Deshalb wird den Salzen Benzoesäure hinzugefügt. Die sorgt nicht nur dafür, dass sich die Nikotinsalze auch bei niedrigeren Temperaturen in Dampf verwandeln, sie senkt auch den pH-Wert, wodurch die Liquids angenehmer und sanfter werden. So können Dampfer auch sehr hohe Nikotinkonzentrationen inhalieren, ohne dass ihnen der Hals brennt. Leider wird dieses im Salz gebundene Nikotin vom Körper nicht so gut aufgenommen wie freies Nikotin – was dann wiederum mit einem höheren Nikotingehalt ausgeglichen werden muss. Ausserdem gibt es eine Wirkungsverzögerung und der ersehnte Nikotin-Rausch stellt sich erst nach ein paar Sekunden ein.

Übrigens: Immer mal wieder gibt es Stimmen, die behaupten, dass diese Benzoesäure sehr gefährlich sei diese Studie hat genauer gemessen und hält hier keine Gefahr fest.

Bei der Nutzung stellen wir fest, dass sich die meisten Menschen schnell an eine niedrigere Dosis gewöhnen und das gebundene Nikotin einem zugutekommt, denn durch die schwächere Wirkung reduziert sich auch ein allfälliger Suchtdruck.

 

ZUSATZSTOFFE

Es ist bekannt, dass die Zigarettenhersteller seit den 50-er Jahren dem Tabak neben dem Nikotin auch noch andere süchtig machende Stoffe beimischen, siehe https://www.stern.de/gesundheit/rauchen-aufhoeren/zigaretten-zusatzstoffe-von-vanillin-bis-harnstoff-3296744.html

Diese Zusatzstoffe (z.B. Zucker, Ammoniak, Harnstoff) werden in einer E-Zigarette nicht ersetzt. Das kann dazu führen, dass man trotz ausreichend Nikotin immer noch Entzugserscheinungen verspürt. Dies ist bei Rauchern von Zigaretten ohne Zusatzstoffe wesentlich gemildert.

Wer wissen will welche Zusatzstoffe in der eigenen Zigarette stecken, kann in dieser Datenbank nach der Marke suchen. Dort sind sämtliche Inhaltsstoffe aller gängigen Marken aufgeführt.

Antidepressiva?

Interessant wird es, wenn man sich die Verbrennungsprodukte dieser eigentlich harmlos wirkenden Stoffe genauer anschaut. Durch Verbrennung des Zuckers entsteht zum Beispiel Acetaldehyd. Acetaldehyd ist ein sogenannter Monoaminooxidase-Hemmer (MAOI). MAOIs werden normalerweise in Antidepressiva eingesetzt und sorgen für einen höheren Glückshormonspiegel. Es konnte sowohl ihre Existenz im Zigarettenrauch, als auch ~30 % niedrigere MAO-Konzentrationen im Gehirn von Rauchern, mehrfach nachgewiesen werden. Mehr Informationen dazu findest Du hier.

Besonders der Entzug der MAO-Hemmer kann sich nach ca. drei Wochen nach dem Rauchstopp in Form von Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit bemerkbar machen, und dafür sorgen, dass man trotz E-Zigarette etwas vermisst.

GEWOHNHEITEN

Bei dieser Komponente geht es vor allem um die Handlung des Rauchens an sich. Die üblichen Rituale wie anzünden, inhalieren, abaschen, ausdrücken.

Für viele ist es schon erst mal eine Umstellung anstatt einer wenigen Gramm leichten Zigarette zwischen den Fingern, auf einmal ein elektronisches Gerät in der Hand zu halten.
Das Anzünden und Ausdrücken fällt weg und statt einem Rauchknistern hört man das Blubbern des Liquids. Dampfen ist also wirklich nicht Rauchen.

Ist einem dies bewusst, so sollte man sich ausführlich beraten lassen um eine E-Zigarette zu finden, die man auch wirklich mag.  Die meisten Geräte sind heutzutage in Sachen Leistung ähnlich unterwegs, so dass man sich auch auf soft skills wie Design, Farbe und Accessoires konzentrieren darf.

Das Gefühl des Inhalierens inklusive dem leichten Druckgefühl im Rachen kann von der E-Zigarette nahezu perfekt imitiert werden. Während der ersten Züge verspüren viele noch einen Hustenreiz, der aber meist schnell verschwindet. Wichtig ist hier anhand der Dampfmenge und Nikotinstärke zu steuern, wie stark das Druckgefühl sein soll. Tiefe Züge und hohe Leistungen können zu einem starken Hustenreiz führen und sehr unangenehm sein, während sich eine kleine Dampfmenge ohne Nikotin anfühlt wie das Rauchen einer Ultra Light-Zigarette. Es ist extrem wichtig, die Geräteeinstellung und die Nikotinstärke den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Wenn man nach jedem Zug husten muss, greift man  schnell wieder zur Tabakzigarette, ebenso, wenn man kaum Wirkung verspürt. Auch hier hilft eine gute Beratung.

SOCIALIZING

Das Rauchen hat durchaus eine soziale Komponente und dient der Entspannung. So trifft man sich draussen vor dem Gebäude beim Rauchen mit anderen Menschen und wechselt ein paar Worte. Und man verlässt den vielleicht stressigen Arbeitsplatz, um in Ruhe eine Kippe zu rauchen, um kurz abzuschalten.

Wir empfehlen deshalb, beim Wechsel von der Zigarette zur Dampfe anfangs ganz sicher diese Treffrituale beizubehalten. Ein Austausch ist auch im Vapeshop Ihrer Wahl, einem Dampfertisch oder im Kollegenkreis möglich. Und die E-Zigi kann man ruhig auch draussen dampfen, wobei es nur mässig sinnvoll ist, dies dort zu tun, wo sich auch Raucher herumtreiben.

GENUSS

Auch wenn noch so oft behauptet wird, man fange mit dem Rauchen nur auf Gruppendruck hin an, belegen die Zahlen anderes. Es gibt durchaus ganz viele Menschen, die Rauchen, weil sie es einfach mögen. Niemand hat sie dazu gezwungen. Wie eine Pizza oder ein Stück Schokolade haben sie irgendwann mal getestet, wie das schmeckt – und Gefallen daran gefunden.

Der Genuss des Rauchens ist ein weiterer Schlüsselfaktor, den es mit der E-Zigarette zu ersetzen gilt. Es ist entsprechend wichtig, Liquids zu finden, die den eigenen Geschmacksvorlieben entsprechen. Das Angebot dabei ist absolut riesig und um Fehlkäufe zu vermeiden, empfehlen wir dringend die Degustation im Fachgeschäft. Hier probiert man sich durch, bevor man kauft.

Egal ob Tabakgeschmack oder doch lieber das Fruchtliquid: es kann festgehalten werden, dass die E-Zigarette zwar als Suchtmittel weniger stark ist, sie dafür aber das eindeutig bessere Genussmittel darstellt. Deshalb wächst die Fangemeinde auch so unaufhaltsam: Die Menschen sind weniger von Ihrer Sucht getrieben (weil viele süchtig machende Stoffe fehlen), können aber gleichzeitig Ihre Gewohnheiten beibehalten und ganz nebenbei schmeckt die E-Zigarette auch besser. Und das ganz ohne verrauchte Klamotten, gelbe Tapeten und schlechtem Atem.

Übrigens entwickelt sich nach dem Umstieg auch der Geschmackssinn wieder zurück, was dafür sorgen kann, dass ein Liquid das man vorher geschmacklich eher flach bewertet hat, auf einmal viel intensiver wahrgenommen wird.

FAZIT

Die E-Zigarette ersetzt nicht alle Komponenten der Zigarettensucht. Man muss eventuell mit einem abgeschwächten Nikotinschub rechnen, als auch auf einige Zusatzstoffe verzichten. Auch in seinem Verhalten muss man sich umgewöhnen. Anstatt dem Päckchen Zigaretten und einem Feuerzeug hat man eine E-Zigarette und ein Liquid in der Tasche. Letzteres bekommt man leider noch nicht an jeder Ecke; man muss also immer ein wenig vorausplanen. Dafür verfallen die wenigsten Dampfer in Panik, wenn sie mal eine Zeit nicht dampfen können (z.B. im Flugzeug). Denn der unmittelbare Suchtdruck ist dank des sanfteren Nikotins und der fehlenden Zusatzstoffe deutlich schwächer.

Die eigenen Gewohnheiten kann man gut beibehalten und das Sozialleben profitiert davon, dass niemand mehr Passiv Mitrauchen muss.

Der Wechsel von der Zigarette zur E-Zigarette kann mit der richtigen Einstellung gut gelingen. Je nachdem, welche Bausteine einem wichtig sind, gelingt der Umstieg einfacher oder nicht. Jeder hat da seinen eigenen Weg und man sollte sich selbst nicht unter Druck setzen.  Wer auf «Befehl» des Partners oder Arztes zu uns kommt, hat es massiv schwerer als wer aus eigener Überzeugung diesen Weg einschlagen will.

Die Beratung und Begleitung bei dieser Herausforderung ist das A und O der Fachhändler verfügt über viele Tipps und Fachwissen. Damit aus dem Rauchen dann ganz rasch ein happy-smoke wird ?

 

PS – Wir danken www.libacco.de für die Möglichkeit, etwas content auszuborgen ;-).

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