Böses Nikotin?

Böses Nikotin?

Nikotin wird oft für tabakbedingte Krankheiten verantwortlich gemacht, aber es sind die Nebenprodukte der Verbrennung bei der Zigarette, die das wirkliche Problem sind.

Tatsächlich macht Nikotin aber süchtig und ist häufig der Grund dafür, dass ein Raucher nicht von der Zigarette wegkommt. Für Raucher, die sich die Zigarette abgewöhnen wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dennoch Nikotin zu konsumieren (Pflaster, Kaugummis, etc.)

Auch bei der E-Zigarette wird Nikotin verwendet und gute Rauchentwöhnungsresultate erzielt. Dabei gibt es zwei Varianten:

Natürliches Nikotin

Mit „natürlichem Nikotin“ ist hier der Stoff gemeint, der direkt aus einer Tabakpflanze gewonnen wird. Nikotin kommt übrigens auch etwa in Tomaten, Kartoffeln und Auberginen vor – allerdings in sehr geringer Menge.

Die häufigste Form der Nikotinextraktion aus der Tabakpflanze ist die Lösungsmittelextraktion. Bei dieser Methode werden organische Lösungsmittel verwendet, um sekundäre Pflanzenstoffe wie Alkaloide aus zerkleinertem Pflanzenmaterial zu gewinnen. Das endgültige Nikotindestillat ist pharmazeutisches Nikotin, da es zu 99,9 % rein ist, wie jede Chemikalie in pharmazeutischer Qualität. 

Synthetisches Nikotin

Synthetisches Nikotin ist dagegen der Begriff für eine Produktion aus anderen Quellen. Beispielsweise durch Niacin (Nikotinsäure), Ethanol, Schwefelsäure oder andere Chemikalien. Der Punkt ist: Die Chemikalie ist dieselbe, nur wird sie anders produziert.

Denn anders als bei der Produktion mit Tabakpflanzen ist der Zugang auf diesem Weg etwas umständlicher. Insgesamt ist synthetisches Nikotin einfach arbeitsintensiver, zeitaufwändiger und ungefähr 13 Mal teurer.

Synthetisches Nikotin ist nicht neu. Es gibt es seit Jahrzehnten und wird in der medizinischen Forschung und bei Nikotinersatztherapien wie Pflaster und Zahnfleisch verwendet.

Bis vor kurzem war rein synthetisches Nikotin zu teuer, um in Vape-Liquids verwendet zu werden. Vom Standpunkt der Leistung hat sich Nikotin aus Tabak als perfekt geeignet erwiesen. Aber ein Durchbruch von Next Generation Labs (NGL) hat Nicht-Tabak-Nikotin zahlbar genug gemacht, um in kommerziell erhältlichen Dampfflüssigkeiten verwendet zu werden.

Das Nicht-Tabak-Nikotinprodukt von NGL trägt den Markennamen Tobacco Free Nicotine (TFN). Es ist das primäre Nicht-Tabak-Nikotin, das in den meisten synthetischen Nikotin-Vape-Säften verwendet wird.

Es gibt allerdings einige Herausforderungen, wenn man synthetisches Nikotin herstellen will. Denn es gibt zwei Formen von Nikotin, die sich gegenseitig nicht überlagern können – das (S)- und das (R)-Nikotin.

Nikotinvarianten

Nikotin ist ein chirales Molekül, das heisst, es lässt sich nicht spiegelbildlich überlagern. Es gibt zwei Variationen des Nikotinmoleküls: S-Isomer und ein R-Isomer.

R-Isomer

Im Pflanzennikotin ist das R-Isomer nur in geringen Mengen vorhanden. Das R-Nikotin kommt in der Natur eigentlich nicht vor, daher ist die Gewinnung von R-Nikotin ungleich komplexer als das Extrahieren von S-Nikotin.

R-Nikotin ist für Dampfer deutlich weniger wirkungsvoll als das S-Nikotin, dem S-Nikotin wird eine 50 bis 100-fach höhere Bindungsaffinität an die Nikotinrezeptoren im Gehirn nachgesagt

S-Isomer

In Pflanzen findet sich ausschliesslich das S-Nikotin, das die mit dem Nikotinkonsum verbundenen biologischen Wirkungen zeigt.

Das linksdrehende S-Nikotin wird üblicherweise durch Extraktion aus Tabakpflanzen gewonnen, wir sprechen in dem Fall also von extrahiertem, natürlichem (linksdrehendem) S-Nikotin.

 

Die Firma Next Generation Labs hält ein Patent für die Verwendung von TFN Combinational R- und S-Isomer synthetischem Nikotin in Produkten zur Tabakentwöhnung

„Next Generation Labs ist der Ansicht, dass zukünftige kombinatorische R- und S-Isomer-Nikotinformulierungen weniger süchtig machen könnten als natürliche oder biosimilare eigenständige S-Isomer-Nikotin und möglicherweise dazu beitragen könnten, das breitere Ziel der öffentlichen Gesundheit zu erreichen, erwachsenen Verbrauchern ein zufriedenstellendes, aber nicht - süchtig machende Form von Nikotin, um aktuelle Produkte zu ersetzen. Diese neuen variablen Isomerenverhältnisse von synthetischen Nikotinprodukten können Erwachsenen letztendlich dabei helfen, ihre allgemeine Abhängigkeit von aktuellen Tabak-, Vape- und Nikotinprodukten zu beenden oder zu reduzieren.“

 

Der Unterschied zwischen natürlichem und synthetischem Nikotin

Nikotin ist eine chemische Verbindung mit der Formel C10 H14 N2. Das Interessante daran ist, dass es keinen Unterschied macht, wenn man eines der Nikotin-Moleküle aus einer Tabakpflanze und ein anderes aus einer anderen Quelle nimmt. Im Grunde ergibt sich immer wieder dieselbe Struktur: natürliches und synthetisches Nikotin sind chemisch ununterscheidbar.

Was synthetisches Nikotin so attraktiv macht, ist zum einen eine gewisse Reinheit. Gewinnt man Nikotin aus Tabak, nimmt man immer etwas an Verunreinigungen mit. Die können zwar sehr signifikant reduziert, aber nie ganz ausgeschlossen werden. In grossem Ausmass könnten diese Unreinheiten gefährlich sein, und ausserdem einen schlechten Einfluss auf den Geschmack des fertigen E-Liquids haben. Dieses Problem gibt es bei der Herstellung von synthetischem Nikotin nicht.

Hier wird das Produkt nicht durch solche natürlichen Verunreinigungen beeinflusst. Folglich wird der Geschmack klarer, und das Nikotin ist sicher geruchs- und geschmacksfrei. Deshalb braucht man auch nicht mehr riesige Mengen an Geschmäckern zum Übertünchen des pflanzenähnlichen Aromas - ein geniessbares E-Liquid bekommt man auch so. Ausserdem reduziert sich auf diese Weise jedes potenzielle Gesundheitsrisiko der winzig kleinen Nitrosamine, die Tabak eigen sein können.

Synthetisches Nikotin und natürliches Nikotin teilen die exakte Molekülstruktur; daher haben sie auch die gleiche stimulierende Wirkung auf den Körper.

Ein Unterschied zwischen den beiden ist der Geschmack. Das aus Tabak gewonnene Nikotin enthält Spuren von Verunreinigungen und daher hat synthetisches Nikotin einen neutraleren Geschmack.

Der Unterschied ist nicht so gross, dass er leicht zu erkennen ist. Spulenlebensdauer, Wattzahl, verwendetes Gerät, welche Geschmacksrichtung Sie verdampfen, die Nikotinstärke und sogar wie lange Sie eine bestimmte Geschmacksrichtung verdampfen, haben einen viel grösseren Einfluss auf Ihr Dampferlebnis als die Art des verwendeten Nikotins.

Der grösste Unterschied zwischen synthetischem und normalem Nikotin liegt in ihrer jeweiligen Herkunft.

Aus Tabak gewonnenes Nikotin wird von der Tabakindustrie angebaut. Anstatt mit wissenschaftlichen Verfahren in einem Labor wie synthetischem Nikotin repliziert zu werden, liefert die Landwirtschaft den Tabak, der in E-Liquid-Nikotin umgewandelt wird. Es ist vielleicht nicht viel, aber ein Teil der Kosten jeder Flasche geht an die Tabakbauern und Nikotinproduzenten.

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zielt auf die Umweltauswirkungen von Tabak ab. Man fand heraus, dass der kommerzielle Tabakanbau den Boden schädigt, die Arbeiter gefährlichen Pestiziden und Nikotinvergiftungen aussetzt und zur Ernährungsunsicherheit beiträgt.

Synthetisches Nikotin und Nicht-Tabak-Nikotin sind wichtige Schritte in Richtung einer klimaneutralen Industrie. Die Produktionskapazität von synthetischem und tabakfreiem Nikotin kann erweitert werden, ohne den CO2-Fussabdruck oder die Anbaufläche für Tabak zu erhöhen.

 

 

 

Tags: Nikotin

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